„….triffst du nur das Zauberwort*“

*Joseph von Eichendorff

 

Als Kind war für mich die Welt voll Zauber. Der Verteilerkasten an der Straßenecke, wie er brummte. Und das Gewirr der Regenrinnen, die Schar der Schornsteine auf der Flucht der Dächer.

Die alltäglichen Dinge bargen Geschichten in sich. Und mich drängte es, ihre Geheimnisse zu entschlüsseln und weiter zu erzählen. Als Kind war ich noch nicht in der Lage, meine Empfindungen in Worte zu kleiden. Und wenn ich es dennoch versuchte, erntete ich Gelächter und hochgezogene Augenbrauen. Denn vor allem schlugen mich die Dinge in den Bann, die mit dem Vergehen der Zeit verbunden waren. Ausgetretene Treppensteine, an der Kante abgeschliffen. Der Türknauf vom vielmaligen Berühren hell und glatt geworden rührte mich. Die Sprünge in den Gehwegplatten.

Die Schönheit in ihrer Gänze erfährt, wer sich seiner eigenen Vergänglichkeit bewusst ist. Schönheit und Vergänglichkeit, diese Spannung gab mir die poetische Kraft und ich machte mich auf die Suche nach dem Zauberwort. Zunächst war ich auf der Suche nach der Zauberformel. Ich studierte Pharmazie. Zwar begeisterten mich die alten Namen der Arzneipflanzen aber meiner Sehnsucht nach dem Geheimnisvollen genügte das nicht.

So kam ich zur Mathematik. Das war erfüllend! Wie all die Sätze und Beweise sich ineinander fügten zu einem magisch schillernden dichten Gewebe. Allein es blieb ein unerklärter Rest und dadurch kam die Poesie zu mir.

Ich führte mein Leben fortan in zwei Bahnen: Eine klassische Industriekarriere führte mich auf drei Kontinente. Und die Poesie half mir die Widersprüche des Lebens zu gestalten und vor allem den Goldgrund der Dinge zu suchen. Zwei Gedichtbände und ein Lyrikpreis sind das Resultat. Doch da war noch etwas: Ich darf – meine Gabe.